MALEN

Ist das nicht scheiße, wenn man nicht malen kann?

Die Welt ist voll, proppenvoll, mit den genialsten Bildern. Die Bilder an der Wand neben mir, die Holztäfelung, die alten, klebrigen Tische, klebrig vom Bier, von der Musik, von den Szenen, die sich an ihnen abgespielt haben. Die Barfrau im Ringelpulli, die fünf Gläser gleichzeitig spült (sie hat fünf Arme, die Arme). Der Karofußboden, über den leider immer wieder diese entsetzlichen Lederturnschuhe schlurfen. Der Rauch von den Zigaretten zwischen den Fingern um die Biergläser. Die Biergläser. – Und ich kann das alles nicht malen, nicht zeichnen.

Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Aber das kostet furchtbar viel Papier und macht mich ungeheuer aggressiv. Ich sehe auf das Papier und weiß genau, wie das Bild aussehen soll. Die Formen, Farben, die Perspektive. Meine Bilder sind großartig, nur schaffen sie nie den Weg vom Kopf über die Hand auf das Papier.

Gott, wie frustrierend.

Andererseits – was würde ich mit all den Bildern machen? Aufbewahren ? Bitte, hier haben wir das Café XY, hier nochmal. Da, das Bierglas. Und hier, ja hier, ein Karofußboden. Das kann es ja nun auch nicht sein. Meine Freunde sind sicher froh, dass ich nicht malen kann.

Vor Jahren habe ich mal eine Maschine erfunden, mit der man die Bilder, die man im Kopf hat, auf Papier projizieren kann. Wenn man das passende Papier verwendet, entsteht das Bild dann ganz von allein, mit ein bisschen Konzentration. Man kann die Bilder auch auf andere Gegenstände projizieren.

Die Maschine ist leider kaputt. Ich saß einmal in der U-Bahn und eine ganz ungeheuer hässliche Person saß mir gegenüber. Die Maschine war in meiner Tasche, ich wollte gerade zum Patentamt damit. Ich muss den Knopf aus Versehen gedrückt haben, denn plötzlich projizierte ich auf ihr für Projektionen perfekt flächiges Gesicht eine große Hexennase und Hörner. – Das gab wirklich Ärger. Polizei und alles. Meine Maschine wurde beschlagnahmt. Bevor der Schupo sie einstecken konnte, habe ich noch einmal kräftig dagegen getreten, so dass mir niemand meine Idee klauen konnte. Dann war sie kaputt. Aus der Traum.