DIE VORSCHUSSEINGESCHNAPPTEN

Zugegebenermaßen ist die Welt da draußen nicht immer sonnig. Und ganz bestimmt wird an allen Ecken und Enden versucht, uns über den Tisch zu ziehen. Oder zu foppen. Oder zu ködern. Oder auszunehmen. Oder wie Weihnachtsgänse. Das alles ist nicht schön.

Nun gibt es eine ganz besondere Sorte Menschen, die dies ebenfalls erkannt haben und daher schon von vornherein eingeschnappt sind. Sie gehen fest davon aus, dass ihr Gegenüber ihnen auf jeden Fall und ganz bestimmt absolut nur schaden will. Und wird! Und das finden sie so richtig fies. Und deshalb sind sie auch schonmal so richtig eingeschnappt.

Wenn ich mal nicht weiß, was ich mit einem Stück Tag noch so anfangen soll und mich entschließe, mich amüsieren zu wollen, gehe ich jagen. Dann suche ich mir diese Vorschusseingeschnappten und gucke zu. Theater ist auch schön, aber das hier ist einfach billiger.

Manchmal muss ich aber auch gar nicht jagen, mitunter setzt die Beute sich direkt vor meine Nase. So wie neulich beim Imbiss um die Ecke. Zwei Frauen betreten die Bühne. Sie entschleunigen ihren forschen Gang und bleiben am Imbiss stehen. Beim Blick auf die feilgebotenen Speisen wird das Gesicht von beiden synchron verkniffen. Ob die Auswahl ansich, die Preise, die Imbissmadame oder alles zusammen dies auslösen ist schwer auszumachen. Es folgt ein „kmmh“, etwa im Timbre eines „Siehste!“.

Nun wird die Imbissmadame ihrer Kundschaft gewahr und fragt nach dem Begehr der Damen. Man berät sich. Ich höre die eine zu anderen sagen „Ok dann ne Cola, aber nur, wenn das Verfallsdatum noch lange hin ist, sonst schmeckt die wieder nicht“ - der Blick ist nun zwischen enttäuscht und angewidert. „Na also dann zweimal die Nudeln“.

Na also dann. Also wenn ich schon essen muss, Ihren Fraß, dem Sie ganz bestimmt schlimme Dinge beimischen für diesen unfassbaren Preis, dann nehme ich mal die Nudeln, aber nur, weil Sie mich zwingen.

Oh je oh je, denke ich, die armen Mädels haben es wahrlich schwer. Wenn jetzt nur das Kicherfrollein hier wäre.

Und kaum denke ich das, schwebt ein großes Bündel bunter Luftballons auf uns zu, kommt immer näher, und wird gehalten von einem zauberhaften androgynen Wesen, das allen Anwesenden ein strahlenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Es geht zu den Frauen und kitzelt ihre Füße, bis sie vor Lachen so leicht werden, dass das Kicherfrollein sie an die Hand nehmen und mit ihnen davonschweben kann. Noch eine Weile hört man das Kichern und Glucksen und sieht man das Gespann an den vielen leichten Luftballons davonschweben.

Lächelnd bestelle ich eine Brause.