MALL

Jetzt haben sie ein Mall eröffnet. Ein Mall im Sinne eines riesigen Einkaufszentrums, das ebenso amerikanisch aussieht, wie es klingt. Alle Geschäfte, die sich sonst über ganze Städte erstrecken, sind hier auf drei Etagen hübsch kompakt versammelt. Und dann Sonntagsverkauf. Draußen Regen, es geht auf November, und die gebündelte schlechte Laune einer Großstadt ergießt sich über das blitzneue Areal.

An dem Tag, den angeblich der große Meister als den der Ruhe und des Friedens ausgerufen hat, schiebt, schubst und drängelt man sich mit den feindseligsten Gesichtern durch viel Glas und Stein. Als wären alle Geschäfte montags bis samstags geschlossen, als drohe ein neuer Krieg oder als sei dies die letzte Insel der Menschheit.

Ich kaufe eine Schaukel und hänge sie an eine der Brücken, welche überall die Masse der flanierenden Bestien des jeweils tieferen Stockwerks der latenten Gefahr kindlicher Spuckattacken aussetzen.

Ich klettere am Seil herunter auf das hölzerne Schaukelbrett und schwinge mich über die Köpfe der Großstädter. Niemand bemerkt mich, sie sind beschäftigt. Alle mit irgendetwas, was sie hoffnungslos zu überfordern scheint.

Ich schaukle schon sehr hoch.

Ein Kind sieht hoch und lächelt mir zu. Es will gerade winken, da trifft sein Blick den der Mutter, versteift sich, nimmt sich ein Beispiel und schließt sich.

Ich beginne zu singen. Ganz frei und dabei nicht einmal laut durchschneidet mein Lied die zum schneiden stickige Luft.

Die Leute bleiben stehen und sehen sich irritiert um.

Ich lache, ich kann gar nicht mehr aufhören, zu lachen. Plötzlich stecke ich die Leute an, ein Raunen geht durch die noch immer wie angewurzelt stehende Masse, man merkt, wie einfach lachen geht. Bald lachen alle, ganz ausgelassen, tausende Menschen.

Nur das Kind läuft entsetzt nach draußen. Aber das bemerkt niemand.