JESUS UND HOTZENPLOTZ

Ok, denke ich, Jacke an und los. Spitze, rechtzeitig am Bahnhof. Der Zug ist wie immer knallvoll, sogar mein geliebter Sitzplatz an der zugigen Zugtür ist von zeitungslesenden Stehern besetzt. Jacke wieder aus – 15 Leute auf drei Quadratmetern heizen gut ein.

Auch ich schlage die Zeitung auf, blättere herum, stoße auf ein südländisches, rundliches Gesicht mit braunen Kulleraugen. BBC zeigt das wahre Gesicht von Jesus. - Großartig! Jetzt wissen wir endlich auch, wie unser Jesus ausgesehen hat – nämlich ziemlich genau wie die Abbildungen auf den Buchklappen vom Räuber Hotzenplotz.

Ich kann mich gar nicht mehr lösen von dieser Computerdarstellung. Richtig knuffig sieht er aus, gar nicht so ghandimäßig mager oder wie so ein fanatischer Prediger. Schön gepflegter Bart. Richtig klassische Nase. Dunkelbraunes, krauses Haar. Klar ist er nicht mager – wer Brot und Fisch vervielfältigen kann, sollte kaum Hunger leiden. Ich mag diese Darstellung, sie bringt mir den alten Kerl mal wieder etwas näher.

Vielleicht sollte ich auch mal wieder Hotzenplotz lesen.

Ob diese Ähnlichkeit Zufall ist? Es sind doch beides liebe Kerle, von denen die Menschen meinten, dass man sie verhaften müsse. Unter einem historischen Hotzenplotz kann ich mir nicht viel vorstellen. Die Grundlage der Jesus-Geschichten dagegen ist ein junger Mann, der durch skurrile äußere Umstände dazu bewogen wird, an die Jungfräulichkeit seiner Mutter zu glauben, und der den Menschen Angst eingejagt hat, weil er über die Kunst verfügte, seine Energien gebündelt einzusetzen. Jesus ist allerdings viel berühmter geworden als Hotzenplotz.

Ist ja auch egal, ich hab sie beide gern. Mozart habe ich auch gern, aber das ist eine andere Geschichte.

 

INTERMEZZO

Die Hunde wachsen mit

und werden

zu Pferden.