BXL

Brütend warm. Ende Juli sind von heute auf morgen die Temperaturen gestiegen von Winter auf Sommer. Das ist schön.

Meine Stadt träumt. Sie ist ganz leise geworden. Meine beiden Fenster sind offen, sechster Stock. Wer hämmert da draußen, kommt es direkt vom Haus nebenan, oder von der Häuserreihe dort viel weiter hinten? Das Hämmern und die vielen Vögel sind die einzigen Anzeichen von Leben, wenn man von hier oben über die Dächer schaut.

Normalerweise ist diese Stadt ein Ameisenhaufen. Gut, gemütliche, langsame Ameisen. Aber Ameisen. Also von oben gesehen. Sie wuseln sich durch dieses stadtplanerische Chaos, diese krummen und verwinkelten Straßen und Gassen, die ich nicht verstehe. Jemand hat mal gesagt, man müsse seine eigene Ordnung in diese Stadt bringen. Stimmt. Nach ein paar Wochen findet man seine Wege, entsteht ein Gesamtbild, eine Art Logik.

Jemand fragt, wie er Gare Centrale findet. Ich kann nicht antworten. Jedenfalls nicht befriedigend für den verlorenen Reisenden mit seinem verknitterten Stadtplan, den er verkehrt herum hält, was eigentlich gar keinen Unterschied macht.

Sie müssen sich da so irgendwie links halten und durchwursteln, dann so schräg hoch und einen der gut versteckten Eingänge erwischen. Tja...

Ich muss lachen, als ich daran denke, wie ich vor längerer Zeit selbst diese Frage gestellt habe und nie eine Antwort bekam.

Gare Centrale.

Vielleicht ist das eine Hymne auf diese Stadt. Vielleicht aber auch eine Hasstirade.

Vielleicht ist das auch ganz egal.